Vergleich beliebter Videokonferenzsysteme (Teil 1)
Vorstellung der Systeme und Features

Bei der riesigen Auswahl an Videokonferenzsystemen ist es schwer, den Überblick zu behalten. Genau dieser Mission wollen wir uns in dieser Blogartikelserie widmen und die beliebtesten Systeme miteinander vergleichen. Dabei konzentrieren wir uns hier auf die Videokonferenz-Funktionen, also darauf, wie gut sich die Systeme dazu eignen, sich mit mehreren Teilnehmern virtuell per Video zu unterhalten.

Neben der reinen Funktionalität für den Nutzer werden wir in den nächsten Teilen einige Merkmale, wie Datenschutz und maximale Teilnehmerzahlen, genauer anschauen.

Vorstellung der Videokonferenzsysteme

Im Folgenden gibt es einen Überblick der ausgewählten Videokonferenzsysteme und im Anschluss einnen Featureverlgeich.

Zoom Meetings

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Zoom Meetings hat vor allem seit der COVID-19 Pandemie einen enormen Zuwachs an Nutzern erlebt. Einer der Gründe ist sicher, dass Zoom Videokonferenzen mit sehr vielen Teilnehmer recht zuverlässig unterstützt.

In der kostenlosen Version können maximal 100 Teilnehmer für bis zu 40 Minuten miteinander sprechen. Die kostenpflichtigen Versionen ermöglichen Konferenzen mit bis zu 1000 Teilnehmern und einem Zeitlimit von 30 Stunden.

Die hohe Teilnehmerzahl wird durch die Architektur des Services erreicht. Die Videostreams der einzelnen Teilnehmer werden auf den Zoom Servern gemischt und zu einem neuen Videostream vereint. Dadurch erhält jeder Nutzer, unabhängig von der Gesamtzahl der Teilnehmer, immer genau einen Videostream. Dies führt zu geringen Bandbreiten und Performance Bedarf auf Nutzerseite. Die Rechenlast wird auf die Zoom-Server verschoben.

Diese Neuberechnung der Videoströme zeigt jedoch auch, dass die Verbindungen nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt sind. Sie werden auf den Servern transkodiert und stehen somit dort zum Abgreifen zur Verfügung. Dies ist aus Datenschutzgründen zumindest problematisch.

Einige Sicherheitslücken und Designschwächen führten in der Vergangenheit schon zu Einbrüchen und Störungen in Videokonferenzen. Dies ist sicher auch auf das starke Interesse an dem Dienst und dem damit verbundenen Fokus seit der COVID-19 Pandemie zurückzuführen.

Microsoft Teams

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Teams ist Microsofts Kollaborationsplattform, welche die Zusammenarbeit der Nutzer via Chat, Besprechungen, Notizen und Anhängen fördern soll. Die Plattform ist in die Microsoft 365-Suite integriert und steht so jedem Nutzer zur Verfügung.

Microsoft Teams unterstützt auch Voice over IP und Videokonferenzen. Zu diesen können externe Nutzer per Link eingeladen werden. Aufgrund der Begrenzung auf maximal 20 Videokonferenzteilnehmer, eignet es sich vor allem für Meetings in kleinen Teams.

Jitsi Meet

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Jitsi Meet ist ein quelloffenes Videokonferenzsystem welches sowohl selber gehostet, als auch auf den Servern des Herstellers verwendet werden kann.

Die Nutzung ist dabei denkbar einfach und kann ohne Registrierung erfolgen. Beliebige Räume werden einfach durch Anfügen eines Namen zur URL erzeugt, beziehungsweise betreten.

Der erste Nutzer in einem Raum ist automatisch auch Moderator und kann für die Dauer der Sitzung jenen durch ein Passwort schützen.

Die Tatsache, dass sich Jitsi Meet sehr leicht selber hosten lässt, macht es vor allem aus Datenschutzgründen attraktiv. Der Server sollte jedoch über ausreichende Netzwerkkapazitäten verfügen.

Wer Jitsi Meet einfach mal ausprobieren oder für seine nächste Videokonferenz nutzen möchte, kann dies auf den Servern des Herstellers ohne Registrierung machen.

Skype

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Skype begann als reine Telefoniesoftware und hat die Video-Funktionen später nachgerüstet. Seit 2011 gehört er zum Microsoft Konzern.

Mit Skype können angemeldete Benutzer sowohl Audio- als auch Videotelefonate führen. Externe Benutzer können über einen Link eingeladen werden.

Skype kann sowohl über spezielle Clients, welche für viele Betriebssysteme zur Verfügung stehen, als auch eingeschränkt über den Webbrowser verwendet werden.

Zusätzlich zu den kostenlosen Internettelefonaten zwischen den Teilnehmern können über Skype auch kostenpflichtig Festnetzrufnummern angerufen werden.

Zur Datenübertragung wird ein eigenes prorietäres und somit nicht mit anderen Diensten kompatibles Datenformat verwendet. Die Daten werden dabei zwar verschlüsselt, jedoch mit einem recht unsicheren Verfahren, was ein Abhören durch Sicherheitsbehörden und somit auch anderen Personen ermöglicht.

Nextcloud Talk

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Nextcloud Talk ist eine Komponente der quelloffenen Cloud Software Nextcloud. Talk ist gut in die Cloudsoftware integriert, so dass zum Beispiel auch Dateien zwischen Nutzern über die Cloud ausgetauscht werden können.

Angemeldete Nutzer der Nextcloud Instanz können sich gegenseitig anrufen und so ad-hoc Videokonferenzen bilden. Mit Hilfe des iOS und Android Clients erfolgt dabei auch ein Signaling, also Läuten des Mobilgeräts.

Es können auch spezielle Gruppenräume für Telefonate angelegt werden. Zu diesen können dann sowohl Anwender mit Benutzerkonto, als auch externe Teilnehmer über einen Link eingeladen werden.

In der Grundkonfiguration können mit Nextcloud Talk maximal fünf Personen ein gemeinsames Videotelefonat führen. Wenn man mehr Teilnehmer benötigt, kann die High-Performance Videobridge installiert werden, welche seit Mitte 2020 kostenlos und quelloffen zur Verfügung steht.

Whats App

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Whats App ist vornehmlich ein Chat und Instant Messaging Client. Dieser bietet neben Textnachrichten auch die Möglichkeit von Tonnachrichten, sowie Video- und Audioanrufen.

Whats App steht nur registrierten Benutzer zur Verfügung, was nur mit einer Mobilfunknummer möglich ist. Mit externen Nutzern ist keine Kommunikation möglich. Außerdem unterstützt es nur maximal acht Teilnehmer in einem Videocall. Daher ist es für offene Videokonferenzen nur eingeschränkt nutzbar.

Seit 2014 gehört Whats App zum Facebook Konzern.

Feature-Vergleich

Es gibt eine unmenge an Features in den einzelnen Videokonferenzsystemen. Teilweise unterscheiden sich diese nur in Details oder sind geringfügig unterschiedlich implementiert. Es ist schlicht nicht möglich, hier alle abschließend aufzulisten. Daher konzentrieren wir uns auf eine Auswahl der wichtigsten Features, um einen ersten Überblick über die Möglichkeiten der einzelnen Systeme zu erhalten.

Vergleich grundlegender Features der Videokonferenzsysteme
Zoom Meetings Microsoft Teams Jitsi Meet Skype Nextcloud Talk Whats App
Hintergrund unscharf
Hintergundbild
Screen Sharing
File Sharing
Text-Chat
Handzeichen
Moderation
Lobby
Videos abspielen
Audio abspielen
Aufzeichnen
Streamen

Hintergrund unscharf

Dieses Feature erlaubt es den Teilnehmern den eigenen Bildhintergrund unscharf zu machen. Das ist zum Beispiel dann hilfreich, wenn man einen etwas unruhigen Bildhintergrund hat oder seine Wohnung nicht zeigen will.

Hintergundbild

Die Funktion Hintergrundbild funktioniert ähnlich wie der unscharfe Hintergrund. Dabei wird der Kopf freigestellt und vor einem beliebigen Hintergrundbild eingefügt. So kann man seine eigene Videokonferenz ganz einfach virtuell an einen Strand oder ruhigen Bergsee verlegen.

Screen Sharing

Das Screen Sharing erlaubt es, Inhalte des eigenen Bildschirms oder ausgewählter Fenster mit den anderen Teilnehmern zu teilen. Über diese Funktion kann man einfach eine Präsentation halten oder gemeinsam ein Dokument oder eine Tabelle anschauen und besprechen.

File Sharing

Das File Sharing ermöglicht es, einzelne Dateien mit den anderen Teilnehmern zu teilen. Im Gegensatz zum Screen Sharing, bei welchem nur der Bildschirminhalt geteilt wird, können hier alle Beteiligten die Dateien lokal öffnen, anschauen und editieren.

Text-Chat

Im Chat Fenster lassen sich parallel zu Bild und Ton Textnachrichten schreiben. Dies ermöglicht es, Informationen wie zum Beispiel Links oder Statusinformationen mit allen Teilnehmern zu teilen, ohne die eigentliche Videokonferenz oder den Sprecher zu stören. Mit Hilfe von Emojis kann auch Feedback gegeben werden.

Handzeichen

In virtuellen Meetings fällt es schwerer, sich in ein Gespräch einzubringen. Durch die Latenz der Ton- und Bildübertragung können Sprechpausen nur schwer abgepasst werden. Außerdem sind alle Sprecher gleich laut und überdecken den aktuell Vortragenden.

Eine Wortmeldung unterbricht somit viel häufiger den Redefluss und wirkt meist störender, als im echten Leben. Mit Hilfe der Funktion Handzeichen können Beteiligte virtuell die Hand heben und um das Wort bitten. Bei vielen Systemen wird die Teilnehmerliste auch noch nach der Reihenfolge der Handzeichen sortiert, so dass eine faire Rednerliste entsteht.

Moderation

Videokonferenzsysteme welche eine Moderatorrolle bieten, ermöglichen es, einzelne Teilnehmer stumm zu schalten, Handzeichen zu verwalten sowie Teilnehmer einzuladen oder auch zu entfernen.

Lobby

Bei aktivierter Lobby-Funktion gelangen neue Teilnehmer nicht direkt in die Videokonferenz, sondern zuerst in eine Lobby. Von dort werden sie dann einzeln durch den Moderator in die Videokonferenz herein geholt.

Dies ermöglicht es, den Teilnehmerkreis eines Meetings genau zu bestimmen.

Videos abspielen

Über die Funktion Screen Sharing können einzelne Fenster mit den Teilnehmern geteilt werden und somit auch ein abgespieltes Video. Aus technischer Sicht ist dies jedoch ungünstig, da der Film im Videoplayer dekodiert und dann für das Screen Sharing erneut komprimiert werden muss. Des weiteren hat das Screen Sharing meist ein niedrigere Wiederholrate, als übliche Filme, wodurch diese ruckeln können.

Will man also Filme teilen und zeigen, so ist eine dedizierte Funktion dafür vorteilhaft und sorgt für ein besseres Nutzererlebnis.

Audio abspielen

Oft ist es gar nicht so einfach, neben dem Screen Sharing auch einen Ton zu teilen. Meist wird nur der Ton des eigenen Mikrofons übertragen, aber keine Systemklänge oder Audiodaten.

Mit Hilfe der Funktion Audio abspielen können gezielt auch Töne, Musik oder Audiospuren von Filmen in der Videokonferenz geteilt werden. Alternativ kann diese Funktion auch über Hilfsprogramme erreicht werden, welche die Tonausgabe modifizieren und umleiten.

Aufzeichnen

Manche Videokonferenzsysteme bieten die Möglichkeit, Sitzungen aufzuzeichnen und zur Verfügung zu stellen. Dies ermöglicht es zum Beispiel die Meetings zu dokumentieren oder für andere Teilnehmer, welche nicht live dabei sein konnten, bereit zu halten.

Streamen

Die Streaming-Funktion ermöglicht es, eine Videokonferenz live über einen entsprechenden Kanal, wie zum Beispiel Youtube, auszustrahlen und für ein breites Publikum zugänglich zu machen.

Die Streamingteilnehmer können dabei nur passiv die Videokonferenz verfolgen und nicht direkt aktiv eingreifen oder sich melden. Dies ist nur den aktiven Teilnehmern in der Videokonferenz möglich.

Zusammenfassung

Es zeigt sich schon bei dieser kurzen Übersicht, dass die einzelnen Videokonferenzsysteme viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede haben, welche sie für verschiedene Einsatzzwecke unterschiedlich geeignet machen. In den nächsten Teilen dieser Serie werden wir uns noch weitere Merkmale detailierter und genauer anschauen.