Merkmale verschiedener Videokonferenzsysteme (Teil 2)

Anzahl möglicher Teilnehmer, anonyme Nutzung und Anrufen oder Einwählen: anhand dieser Merkmale werden wir die Videokonferenzsysteme in diesem Beitrag gruppieren und genauer betrachten. Dies dürfte für die Auswahl eines geeigneten Systems schon die entscheidenden Kriterien liefern.

Anrufen oder Einwählen

Ein erstes Unterscheidungsmerkmal der Systeme ist, wie die einzelnen Teilnehmer der Sitzung beitreten. Dabei lassen sich folgende zwei Kategorien unterscheiden:

  1. Anrufen
    Einzelne Teilnehmer können gezielt angerufen und eingeladen werden.
  2. Einwählen
    Die Teilnehmer betreten selber die Konferenz.

Der erste Fall entspricht dem eines Telefonats: wer die Rufnummer des gewünschten Gesprächspartners hat, kann diesen aktiv anrufen und zu einem Gespräch auffordern. Dies ist sozusagen eine Push-Methode. Videokonferenzsysteme aus dieser Kategorie lassen sich auch als Telefonersatz nutzen, da man die gewünschte(n) Person(en) zu einem beliebigen Zeitpunkt anrufen kann.

Der zweite Fall entspricht eher dem klassichen Meeting: die Teilnehmer können zwar dazu eingeladen werden, müssen dann jedoch selber zur richtigen Zeit im richtigen Raum erscheinen. Es ist somit eine Pull-Methode. Hierbei wird vorab ein Termin mit den gewünschten Personen vereinbart und ein Link zum Videokonferenzraum verteilt.

Die hier vorgestellten Systeme lassen sich wie folgt zuteilen:

Anrufen:

  • Microsoft Teams
  • Skype
  • Nextcloud Talk
  • Whats App

Einwählen:

  • Zoom Meetings
  • Jitsi Meet

Wie so oft, ist auch diese Aufteilung nicht exakt trennscharf. So bieten zum Beispiel auch Nextcloud Talk und Skype die Möglichkeit, externe Teilnehmer per Link zu einem Videogespräch einzuladen. Diese Teilnehmer müssen sich dann selber aktiv über den Link einwählen und können nicht angerufen werden.

Account beim Videotelefoniedienst

Für die meisten Videotelefoniedienste benötigt man einen Account zur Teilnahme. Dies gilt vor allem dann, wenn man einen Konferenzraum eröffnen möchte. Auch wenn man die Anrufen-Funktionen verwenden möchte, wird ein Account benötigt, unter welchem man dann erreichbar ist - ähnlich der Telefonnummer.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Jitsi Meet kann gänzlich ohne Account, also auch anonym genutzt werden. Dadurch ist die Einstiegshürde zur Nutzung die niedrigste aller hier verglichenen Systeme.

Externe Teilnehmer

Ein weiteres Merkmal ist, ob und wie externe Teilnehmer an Videokonferenzen teilnehmen können. Man könnte auch sagen: es wird ein Account für die Teilnahme für den jeweiligen Dienst benötigt.

Für diesen Fall bieten die meisten Systeme die Möglichkeit, externe Nutzer über einen Link und ggf. ein Passwort in den Konferenzraum einzuladen. Dieser Konferenzraum wird vorab von einem angemeldeten Nutzer angelegt und er kann ein Passwort dafür vergeben. Über diesen Link können sich dann externe Teilnehmer in die laufende Konferenz einwählen.

Bis auf Whats App bieten alle Videotelefoniedienste diese Möglichkeit.

Tabelle: Für welche Nutzung wird ein Account benötigt
Zoom Meetings Microsoft Teams Jitsi Meet Skype Nextcloud Talk Whats App
Erstellen eines Accounts möglich
Anonymes Öffnen eines Konferenzraums
Teilnahme ohne Account (über Link)

Anzahl möglicher Teilnehmer

Die Anzahl möglicher Teilnehmer, vor allem in einer Videokonferenz, ist ein schwieriges Thema. Es hängt nämlich nicht nur vom System, sondern auch von dessen Architektur, der Leistungsfähigkeit der Internetverbindungen und der verwendeten Endsysteme der Teilnehmer ab.

Die Daten zu den Teilnehmerzahlen sind überwiegend den jeweiligen Herstellerseiten entnommen und somit auch mit Vorsicht zu genießen. Die individuelle Erfahrung mit den Systemen kann stark davon abweichen. Somit ist die folgende Liste nur als grobe Richtschnur zu sehen.

Klarer Favorit ist hier Zoom, welches einen sehr guten Ruf hat und auch bei vielen Teilnehmern sehr zuverlässig zu funktionieren. Dies liegt vor allem an der zugrundeliegenden Technologie, bei der die Videobilder aller Teilnehmer auf den Zoom-Servern gemischt werden. Dadurch erhält jeder Teilnehmer immer genau einen Videostream, unabhängig davon wie viele Teilnehmer beteiligt sind.

Tabelle: Mögliche Teilnehmeranzahl in einem Videocall
Anzahl Videokonferenzsystem
5 Nextcloud Talk
8 Whats App
20 Microsoft Teams
50 Jitsi Meet
50 Skype
1000 Zoom Meetings

Kosten

Auch die Kosten sind natürlich ein entscheidendes Kriterium für den Einsatz der Videokonferenzsysteme. Einige Angebote lassen sich zum Einstieg kostenlos nutzen, bieten darüber hinaus jedoch auch bezahlte Optionen mit größerem Leistungsumfang.

Die folgende Tabelle versucht die unterschiedlichen Geschäftsmodelle etwas zu vereinheitlichen und zu vergleichen:

Tabelle: Preismodelle der Systeme
Videokonferenzsystem kostenlos bezahlt
Nextcloud Talk
Whats App
Microsoft Teams
Jitsi Meet
Skype
Zoom Meetings

Zusammenfassung

Diese vier Kategorien dürften oft schon ausschlaggebend für eine Entscheidung für eines der Systeme sein. Einen letzten wichtigen, aber auch recht umfangreichen Aspekt werden wir im abschließenden Teil dieser Reihe noch betrachten: Datenschutz und die Möglichkeit das System selber zu hosten.